Rhein-Zeitung vom Mittwoch, 11. September 2013

Spiel, Satz und Sieg für einen Nickenicher

Marcus Geurten erhält die Ehrennadel des Landes für langjährige Vereinsarbeit

Von unserer Reporterin Jennifer de Luca

Marcus Geurten wird heute, 11. September, in der Nickenicher Kulturscheune ganz im Mittelpunkt stehen. Geurten erhält auf Vorschlag der Verbandsgemeinde Pellenz die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz. Er hat den Nickenicher Tennisverein gegründet und führt ihn seit mehr als zwei Jahrzehnten als Vorsitzender.

27 Jahre ist es her, dass der Niederländer nach Nickenich gezogen ist. „Ein Freund aus Andernach hatte mir den Tipp gegeben, dass hier ein Zahnarzt fehlt“, erzählt er. „Ich bin kein Stadtmensch und deshalb hat mir Nickenich gleich gut gefallen“, sagt der 51-jährige, der schließlich seine Praxis dort aufbaute. Doch seine Leidenschaft für den Tennissport kam zu kurz. Weil es aber keinen Tennisverein – geschweige denn Tennisplätze – im Ort gab, gründete er mit sieben Freunden den TC Nickenich 88 und übernahm den Vorsitz. Das war vor 25 Jahren.

„Die Anfänge waren besonders schwer“, erinnert sich der sechsfache Familienvater. Erst 1991 konnte mit dem Bau zweier Plätze neben dem Sportplatz begonnen werden. „Wir mussten ganz schön Geduld beweisen, weil wir etliche Bauanträge stellen mussten, bis es endlich klappte.“ Der junge Verein nahm einen hohen Kredit auf, denn die Tennisanlage kostete 250 000 Mark. „100 000 Mark mussten wir selbst aufbringen“, sagt Geurten. Doch der Erfolg kam schnell, der „Becker-Graf-Boom“ brachte viele Aktive und 1996 wurden zwei weitere Plätze gebaut.

„In den Jahren danach sank die Mitgliederzahl leider und wir mussten uns mit besonderen Angeboten, wie zum Beispiel dem Schnuppertraining, um Nachwuchs kümmern“, blickt Geurten zurück. Ihm und seinen Vorstandskollegen ist es zu verdanken, dass der Verein sich auch heute noch gegen den allgemeinen Mitgliederschwund in vielen Clubs durchsetzen kann. Und auch, dass der TC Nickenich mit aktuell 140 Mitgliedern neben dem großen Andernacher Tennisclub besteht. Seit Kurzem ist der Verein schuldenfrei, „damit habe ich eine große Sorge weniger“, sagt Geurten. Seine Familie habe zu Gunsten seiner Verantwortung im Verein oft zurückstecken müssen. „Mittlerweile kann ich viele Aufgaben aber auch gut an meine Vorstandskollegen delegieren. Wir sind ein tolles Team.“ Kinder, Praxis, Tennisverein – wie schafft er das? „Man muss einfach gut durchorganisiert sein“, sagt der Familienvater. „Natürlich hilft mir da auch meine Frau sehr.“

Neben dem Tennis führt Geurten auch noch ein reges Fußball-, Ski- und Kegelleben. Außerdem geht er gern auf Reisen, und zwar mit einem großen Wohnmobil – samt den sechs Kindern. Langeweile kommt bei dem Zahnarzt also sicher selten auf. Dafür, dass alles so gut läuft, erhält Geurten heute die Ehrennadel des Landes.

„Ich war völlig sprachlos, als ich den Brief mit der Einladung erhalten habe“, sagt er. Damit habe er nicht gerechnet und sich wahnsinnig gefreut. Mit der Auszeichnung soll sein Engagement aber nicht zu Ende sein. „Einerseits fehlt einfach jemand, der den Vorsitz übernehmen würde. Andererseits belastet es mich nicht groß und ich mache es gerne.“ Wenn Geurten zurückblickt, würde er es vermutlich genauso wieder machen. „Ich war neu im Ort und wollte mich integrieren. Dabei haben mir der Sport und natürlich auch mein Beruf sehr geholfen.“